Facereading
Interview zum Thema Gesichtslesen mit Anita Horn-Lingk (Beraterin und Ausbilderin im Bereich Facereading aus Köln)
Am 07. September 2019 haben wir hier auf facebook bereits einen Bericht zum Facereading veröffentlicht. Anita Horn-Lingk ist Beraterin und Ausbilderin im Bereich der Psycho-Physiognomik. Diese Methode wendet sie sowohl im Bereich der ganzheitlichen Berufsberatung bei Jugendlichen und Erwachsenen als auch in weiteren persönlichen Beratungen zum eigenen Lebensweg an. Anita Horn-Lingk ist zudem Autorin des Lehrbuches und des Kartensets mit Begleitbuch „Liebevolles Selbstmanagement mit der Psycho-Physiognomik“. Nun hat sie hat uns netterweise einige Fragen zu diesem Thema im Rahmen eines Interviews vertiefend beantwortet.
„Menschen verstehen, ohne ihre Sprache zu sprechen“ und „mehr zu sehen als andere“ – das verspricht das Facereading. Und diese Vorstellung löst direkt einen gewissen Zauber in einem aus.
1. Redaktion:
Guten Tag Frau Horn-Lingk! Wie sind Sie denn zu so einem spannenden Beruf, wie der Gesichtsleserin, gekommen?
2. Redaktion:
Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff der sogenannten Psycho-Physiognomik?
3. Redaktion:
Es gibt also einen Zusammenhang zwischen den Gesichtsmerkmalen eines Menschen und seiner Persönlichkeit. Können Sie noch einmal etwas genauer erläutern, wie solche Zusammenhänge eigentlich entstehen können, denn schließlich weiß man bei der Geburt nicht, welche Persönlichkeit man einmal entwickeln wird – oder doch? Welche Beispiele können Sie in diesem Zusammenhang anführen?
Eine physiognomische Analyse ist also immer eine Mischung aus der Analyse der genetischen Grundlagen, der Naturellanlage, und unserem Umgang damit. Also was leben wir, was leben wir nicht? Was überfordern und unterfordern wir?
Wir sehen im Äußeren eines Menschen an konkreten Merkmalen wie Nase, Mund, Augen und seiner Ausstrahlung also Anlagen und „gelebtes Leben“.
Die Ohren sind zum Beispiel das Ausdrucksareal für unsere seelischen Bedürfnisse und Tiefenschichten. Sie sind auch als erstes ausgebildet bei einem Neugeborenen. Die Nase steht für die Profilierung unserer Persönlichkeit im Leben. Sie prägen wir ein Leben lang aus. Der Mund ist Ausdrucksareal für Gefühl und Genuss.
Ich selbst kann beispielsweise sehr schlecht verbergen, was ich wirklich denke, wenn mich jemand nach einem spontanen Feedback fragt (z.B. zu seiner Frisur). Wieso ist es den (meisten) Menschen in manchen Situationen nur schwer möglich, mimisch zu verbergen, was sie wirklich denken oder fühlen (Mikroexpressionen)?
Anita Horn-Lingk:
Dauerhaft praktizierte Mimik wird dann zu einem festen Merkmal. Unsere mimische Reaktion wird nicht von unserem bewussten Verstand gesteuert, deshalb offenbart sie uns viel von unserem Unterbewusstsein. An einem Kinn, was sich während eines Gesprächs plötzlich „kräuselt“, können wir situative Betroffenheit erkennen.
Der geschulte Physiognom erkennt auch immer am Augenausdruck die augenblickliche Gefühlssituation und gedankliche Ausrichtung eines Menschen.
6. Redaktion:
Wie kann ich Facereading und die Erkenntnisse daraus in punkto Mitarbeiterführung/-entwicklung in Unternehmen einsetzen bzw. gezielt nutzen?
Es fällt leichter, die Stärken und Begabungen z.B. von Mitarbeitern zu qualifizieren und sie entsprechend einzusetzen. Das physiognomische Wissen hilft im Human Ressource Bereich also sehr gut in punkto Mitarbeiterförderung und auch im Teambuilding.
Welche positiven Potenziale birgt das Facereading aus Ihrer Sicht im privaten Bereich? Kann es beispielsweise dazu beitragen, dass verbale Missverständnisse eher aufgedeckt werden bzw. gar nicht mehr so häufig entstehen?
Zum Beispiel gibt es die Anlage zum „seelischen Kommunikationsvermögen“ – diese ist auch am Ohr erkennbar. Menschen mit dieser Begabung können sehr gut über innere Befindlichkeiten und Impulse reden und brauchen das Reden, um ihren Denkapparat zu stimulieren und so zu Lösungen zu kommen. Menschen ohne diese Anlage haben nicht das Bedürfnis, tiefe innere Befindlichkeiten mit anderen zu teilen und sehen das Gespräch als Infosammlung und machen viel mit sich im stillen Kämmerlein aus.
Wenn man das allein weiß, wie man da selbst gestrickt ist und dann noch erkennt, wie das der Partner, der Vater, das Kind, etc. aufgestellt sind, dann sind ganz viele Kommunikationsprobleme von jetzt auf gleich gelöst.
8. Redaktion:
Wenn man wie Sie die Kunst des Gesichtslesens beherrscht: Verführt dieses Talent nicht auch dazu, ständig im Gesicht des Gegenübers „mitlesen“ zu wollen?
Wenn man die Methode lernt, ist das natürlich so. Man ist so fasziniert und begeistert, weil man zum ersten Mal die Unterschiedlichkeit und auch Schönheit von Gesichtern erkennt. Man schaut im Café, an der Supermarktkasse, in der Bahn, …es gibt quasi keine Langeweile mehr. Aber mit der Zeit lässt das auch wieder nach und man nutzt das Wissen im Alltag eher unterbewusst, vor allem wenn Störgefühle im Zwischenmenschlichen auftauchen. Und dann hilft uns das physiognomische Wissen einfach, bewusster zu sein, Dinge z.B. nicht persönlich zu nehmen, weil man den anderen besser einschätzen und verstehen kann.
Ich vergleiche das immer gern mit dem Film. Ich habe viele Jahre beim Film gearbeitet und weiß genau, wie eine Szene gedreht wird, wie sie in einzelne Schnitte „aufgelöst“ wird, wie Kamerafahrten funktionieren.
Aber, wenn ich einen Film schaue, vergesse ich das alles. Erst wenn mich etwas irritiert, wenn ich das Mikro im Bild sehe, wenn ein Anschlussfehler auftaucht (in einem Schnitt ist die Jacke des Schauspielers auf und im direkten Gegenschnitts auf einmal zu), dann ploppt mein „Filmwissen“ auf und ich kann mir die Irritation erklären.
9. Redaktion:
Gibt es etwas, das Ihr Gesicht über Sie verrät, das Sie mit uns teilen würden? Auf was achten Sie bei dem Gesicht eines Menschen, den Sie neu kennenlernen als Erstes?
Anita Horn-Lingk:
Ich habe eine sehr gerade Nase, die für Planmäßigkeit steht. Das ist eine kraftvolle Begabung, mit der man viel „in die Tüte“ kriegt. Fallstrick ist aber, dass man andere Menschen auch gern einplant und „verplant“. Da sind Enttäuschungen vorprogrammiert, vor allem wenn man in seinem Umfeld Nasen mit einem Zug nach oben hat, die eher durch Spaß und Freude zu motivieren sind als durch planvolles und pflichtbewusstes Vorgehen. Da hilft das Bewusstsein der Physiognomik ungemein, sich selbst davor zu bewahren, ständig in einer unerfüllten Erwartungshaltung zu sein und vorwurfsvoll und schlecht gelaunt durch die Gegend zu laufen.
Also Psycho-Physiognomik ist so praktisch und alltagstauglich für jeden in jeder Situation. Ich wünsche mir Psycho-Physiognomik als Schulfach, das würde unser Leben entspannter, bewusster und erfüllter machen in vieler Hinsicht.
Vielen herzlichen Dank für das Interview, Frau Horn-Lingk!
Weiterführende Links zur Arbeit von Anita Horn-Lingk:
Lehrbuch Einstieg in die Psycho-Physiognomik
https://vertraudich.de/lehrbuch-einstieg-in-die-psycho-physiognomik/