„Gamification“ im Unternehmenskontext: LEGO® SERIOUS PLAY®

Jens Dröge ist Leiter der weltweit tätigen Trainingsakademie Steinbeis Consulting Center Intercultural Academy. Er ist ausgebildeter Change Manager (SHB), Business Coach (SHB) und LEGO® SERIOUS PLAY® Facilitator.

Wir haben ein Interview geführt zum Thema "Gamification im Unternehmenskontext": LEGO® SERIOUS PLAY®"

 

Redaktion:
Jens, du setzt dich schon eine Zeitlang mit LEGO® SERIOUS PLAY® auseinander, bist LEGO® SERIOUS PLAY® Facilitator und hast vor kurzem das Buch „Serious Work – How to facilitate meetings & workshops using the LEGO® SERIOUS PLAY® method“ ins Deutsche übersetzt, das jetzt im November erscheint.

Was ist LEGO® SERIOUS PLAY® kurzgefasst?

Jens Dröge:
LEGO® SERIOUS PLAY® ist eine Problemlöse- und Kommunikationsmethode, deren Ursprünge am IMD in Lausanne liegen. Sie nutzt speziell ausgewählte LEGO®-Steine, um durch die Kombination von Hand-Hirn-Herz in einem moderierten Prozess, Situationen, Ereignisse und Empfindungen zu visualisieren. Die Teilnehmer bauen für eine spezielle Fragestellung Modelle. Diese Modelle geben die Antwort wieder, wobei der LEGO® -Stein als Metapher genutzt wird und komplexe Themen so „begreifbar“ gemacht werden.

 

Redaktion:
„Gamification“ - also die Anwendung spieltypischer Elemente in einem spielfremden Kontext - gilt derzeit als einer der wichtigen Megatrends, auch bzw. gerade im Businessumfeld.

Ein großer Anwendungsbereich sind zum Beispiel Serious Games - digitale Spiele, welche auf ein Lernerlebnis mit Unterhaltungswert setzen. Warum kann, nach deinem Empfinden, LEGO® SERIOUS PLAY® in Zeiten der Digitalisierung als ganz analoges Format funktionieren? Was sind dessen Vorteile?

Jens Dröge:
Der Vorteil liegt klar auf der direkten Interaktion der Teilnehmer. Die Antworten auf die Fragen werden gebaut und gemeinsam von jedem Mitarbeiter geteilt. Nach jeder Runde erfolgt die Reflexion und dadurch ein gemeinsamer Erkenntnisgewinn, z.B. durch die Frage nach erkennbaren Mustern.

Außerdem nutzt LEGO® SERIOUS PLAY® als „analoges“ Konzept die Hand-Hirn-Vernetzung, die immerhin 70 – 80% der Verbindungen zum Gehirn ausmachen. Denkprozesse, die mit den Händen unterstützt und empfunden werden, führen laut Studien zu einem besseren und langfristigeren Verständnis der Umwelt.

LEGO® SERIOUS PLAY® verfolgt somit einen holistischeren Ansatz als digitale Formate, wodurch insbesondere durch das haptische Element Einsicht, Inspiration und Vorstellungskraft gefördert werden.

 

 

 

Redaktion:
Hat LEGO® SERIOUS PLAY® bei Neulingen aus der Arbeitswelt noch mit Vorurteilen zu kämpfen oder ist der spielerische Aspekt deiner Ansicht nach im „vernünftig-denkenden“ Deutschland bereits weitgehend akzeptiert

Jens Dröge:
Das ist eine Frage, die auch im Buch behandelt wird und auf die ich in der deutschen Übersetzung eingehe.

LEGO® SERIOUS PLAY® enthält zwei Worte, die beim ersten Hören zunächst Fragezeichen und Skepsis auslösen: „LEGO®“ und „PLAY“. Beides wird logischerweise sofort mit einem Kinderspielzeug assoziiert, nicht mit einem Problemlösetool.

Die Methode ist zudem eine, die am besten erlebt und nicht erklärt wird. In vielen Workshops sitzt ein Skeptiker am Tisch, der zunächst nicht versteht, warum er seine Arbeitszeit mit „spielen“ verbringen sollte. Ein geübter und guter Moderator schafft es, diese Zweifel in kurzer Zeit verfliegen zu lassen.

Dennoch stößt LEGO® SERIOUS PLAY® auf zunehmendes Interesse und scheint allmählich vom Nischendasein im Mainstream anzukommen. Die Methode wurde zunächst stark in Agenturen und im akademischen Umfeld eingesetzt und wandert von dort nun in die Konzerne und auch in die Boardrooms.

Ich selber erlebe eine zunehmende Nachfrage nach dieser alternativen Form von Problemlösung und zu meinen Kunden zählen namhafte Konzerne und Unternehmen. Ein Kunde sagte explizit, sie wollten weg von dem scholastischen Seminarkonzept.

 

Redaktion:
Für welche Aspekte bzw. Aufgaben- und Fragestellungen lässt sich LEGO® SERIOUS PLAY® besonders gut einsetzen?

Jens Dröge:
Grundsätzlich lässt sich LEGO® SERIOUS PLAY® für jede Aufgabenstellung einsetzen, in der nicht Prozesse oder Strukturen abgebildet werden. Das lässt sich zwar auch mit LEGO® erreichen, dann ist es aber nicht LEGO® SERIOUS PLAY®.

Ich unterteile nach drei Einsatzgebieten, in denen die LEGO® SERIOUS PLAY® Methode schnell und effizient Lösungen findet:

  • Mitarbeiter & Kommunikation (z.B. Teams sollen sich neu finden.)
  • Strategie & Organisation (z.B. Alle Perspektiven der Stakeholder sollen bekannt sein.)
  • Innovation & Produktentwicklung (z.B. Neue Produkte und Dienstleistungen sollen entwickelt werden.)

 

Redaktion:
Was löst „das Spielen“ aus?
Können spielerische Elemente persönliche Bedenken und typische Denkweisen außer Kraft setzen?

Jens Dröge:
Das „Spielen“ ist ja nur ein Mittel zum Zweck: LEGO® SERIOUS PLAY® nutzt ein Spielzeug und das wesentliche Element dessen: das Bauen. Etwaige Skepsis gegen das Spielerische ist in der Regel sehr schnell verflogen.

Allerdings kann man beobachten, dass durch den Prozess von „Fragen – Bauen – Teilen – Reflektieren“ Teilnehmer mehr Leidenschaft entwickeln, ganz andere Ideen  generieren und sich dem Ergebnis verbunden fühlen. Anders als bei klassischen Workshops muss sich jeder einbringen und durch die Versachlichung von Themen durch das metaphorische Modell werden auch unangenehme Wahrheiten, z.B. Feedback, sowohl besser ausgedrückt, als auch besser aufgenommen.

 

Redaktion:
Welche Bedeutung misst Du „Gamification“ im Unternehmenskontext in den nächsten 20 Jahren zu, insbesondere in Zeiten zunehmender Komplexität und Veränderung?

Jens Dröge:
Mit einer neuen Generation Z strömt eine zukünftige Führung aus den Universitäten und Schulen in Unternehmen, die mit anderen didaktischen Methoden großgeworden sind. Diese Generation ist m.E. vielmehr auf kurzweilige, prägnante und unterhaltsame Wissensvermittlung ausgerichtet und erwartet, dass Lernen auch einen gewissen Unterhaltungsfaktor hat.

„Klassische“ Formate mit Metaplankarte und Flipchart werden deswegen nicht aussterben. Ich denke jedoch, dass sich klassische und neue Methoden ergänzen werden und in mancher Hinsicht auch kombinieren lassen. Die Bedeutung von „spielerischen“ Ansätzen wird aber auf jeden Fall zunehmen.

 

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Weiterführender Link:

www.jensdroege.de

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